Spielbericht Herren: TSV Eningen – TV Rottenburg 28:36 (12:17)

+++ Unverhofft kommt oft +++

TVR-Herren gewinnen ihr erstes Auswärtsspiel

Hätte man den Gästen vor dem Spiel ein Remis angeboten, hätten sie es wahrscheinlich angenommen. Denn dem TVR fehlte fast der komplette Rückraum. Neben den bereits seit Wochen rekonvaleszierenden Elias Ulmer und Henning Goerke mussten jetzt auch Johannes Neu, John Vollmer, Leo Bürkle sowie die beiden Bilger-Brüder absagen. Jan Wellhäußer und Julian Menke hatten die Woche über zwar mit einer Grippe zu kämpfen, meldeten sich aber halbwegs fit zurück und wollten die Mannschaft wenigstens mit ein paar Spielminuten entlasten. So trat mit Norman Broß der einzig verbliebene „gelernte“ Rückraumspieler an und er war gewillt herauszufinden, ob nicht doch noch mehr als ein Punkt zu holen wäre.

Zum Spiel: Der TVR schloss den ersten Angriff gleich mal erfolgreich mit Jan Wellhäußers Treffer zum 0:1 (1.) ab. Im Gegenzug gelang den Hausherren zwar der Ausgleich (1:1, 2.), doch Norman Broß legte in derselben Minute mittels schneller Mitte die erneute Führung hin. So ging das während der Anfangsphase immer weiter: Die Gäste legten vor, der TSV Eningen u.A. Handball glich aus – bis zum 4:4 (5.). Danach konnte sich der TVR auf 4:7 (9.) absetzen, auch weil Torwart Henry Bauer einmal mehr seine Spitzenklasse unter Beweis stellte und mit einigen Paraden seinen Vorderleuten den Rücken freihielt.

Dieser Vorsprung schrumpfte zwar beim 6:8 (13.) wieder etwas, was vor allem an den zahlreich vergebenen Torchancen aufseiten des TVR lag. Man hätte hier schon deutlich höher in Führung liegen können, ja müssen. Andererseits war das bisher Gezeigte aufgrund der Personalnot und der für einige Spieler ungewohnten Positionen einigermaßen akzeptabel.

„Akzeptabel? – Nix da!“ schienen sich die Gäste in diesem Moment gedacht zu haben und schraubten die Führung mit einem Fünf-Tore-Lauf zum 6:13 (21.) auf sieben Tore. Da wurde es in der Sporthalle Arbachtal ganz leise. Und ganz still wurde es dann nach dem 7:16 (28.), dem bereits neunten Treffer von Norman Broß in dieser ersten Hälfte. Er sollte noch vier weitere in der zweiten Halbzeit erzielen und nach dem Spiel zum MVP gekürt werden.

Mit Felix Dettlings Treffer zum 8:17 (29.) verabschiedeten sich die Gäste gedanklich in die Kabine, denn sie ließen in den bis zur Pausensirene verbleibenden 110 Sekunden nicht nur sage und schreibe vier (4!) Gegentore zum Halbzeitstand von 12:17 zu, sondern sorgten auch wieder für ordentlich Dezibel auf der Tribüne.

War das der Wendepunkt der Partie? Musste der TVR den vielen Spielerabsagen Tribut zollen? – Diese und andere Fragen waberten während der Pause durch und um die Halle. Die Antworten sollten die TVR-Herren auf der Platte geben.

Die zweite Halbzeit begann mit einer Änderung in Eningens Abwehr. Sie hatten umgestellt und nahmen Norman Broß in Manndeckung. Daran musste sich Rottenburgs Angriff erstmal gewöhnen und so blieb der Abstand bis zum 15:20 (35.) zunächst noch konstant. Allerdings taten sich durch diese Umstellung größere Räume in der Abwehr der Hausherren auf, was die Gäste immer häufiger geschickt auszunutzen vermochten. So gelang es allmählich, die Führung beim 16:24 (41.) wieder deutlicher zu gestalten.

Mit dem 18:28 (46.) durch Erik Broß schien Mitte der zweiten Halbzeit das Spiel entschieden zu sein. Doch man wollte auf keinen Fall denselben Fehler wie zum Ende von Halbzeit eins begehen, als man sich zu früh mental verabschiedet hatte. Stattdessen war jetzt Ruhe-bewahren, mit-der-Energie-haushalten und den-Kopf-eingeschaltet-lassen angesagt.

Nach dem 21:30 (50.) nahm Eningens Trainerteam deren zweites Timeout. Paul Löffler, der auch diesmal wieder Mannschaftsverantwortlicher beim TVR war, nutzte die Gelegenheit zum Durchwechseln – Thema: Belastungssteuerung. Für die nächsten zehn Minuten sollte doch die Neun-Tore-Führung ausreichend sein, um zu sehen, wohin die Reise geht.

Zunächst war vorne kurz Torflaute angesagt, während die Hausherren sich auf 24:30 (53.) heranschlichen. Johannes Merkles verwandelter Strafwurf zum 24:31 sorgte in derselben Minute zwar für Aufatmen, doch spätestens nach dem 27:32 (55.) sah TVR-Coach Paul Löffler noch einmal Gefahr im Verzug und nahm in der 56. Minute seine letzte Auszeit. „Ruhe bewahren, nicht in Hektik geraten, Kopf eingeschaltet lassen“, sprach Löffler gebetsmühlenartig auf seine Mannschaft ein. „Saubere Pässe, keine unnötigen Dinge!“

Ein unnötiges Ding leistete sich im Anschluss dann Eningen mit einer Abwehraktion, die nicht nur einen Strafwurf, sondern auch eine Zwei-Minuten-Strafe nach sich zog. Klar, dass es sich Erik Broß nicht nehmen ließ, seinen fünften Strafwurf zum 27:33 (57.) zu verwandeln und hierdurch mit einer 100%-Quote zu brillieren.

Auch die zweiminütige Überzahl blieb aufseiten des TVR nicht ungenutzt. Man gewann diese mit 2:0 und Norman Broß krönte seine Leistung mit seinem 13. Treffer zum 27:35 (58.). Den Deckel auf die Partie machte dann Florentin Stemmler mit seinem dritten Treffer zum Endstand von 28:36 rund zwanzig Sekunden vor der Schlusssirene.

Fazit:

Unverhofft gelang den TVR-Herren ein nie gefährdeter Auswärtssieg mit acht Toren. Man stelle sich vor, wie hoch das Ergebnis mit vollzähligem Rückraum gewesen wäre.

Ein Dank an die mitgereisten Fans und an Marcus Schiefele, Co-Trainer der TVR-Damen, der sich kurzfristig als Spieler zur Unterstützung bereiterklärt hat.

Es spielten:

Henry Bauer, Peter Karle [beide TW], Norman Broß [13], Erik Broß [11/5], Johannes Merkle [3/1], Florentin Stemmler [3], Elvin Schäfer [2], Jan Wellhäußer [2], Felix Dettling [1], Max Schumacher [1], Nick Heberle, Julian Menke, Marcus Schiefele

Trainer:

Paul Löffler, Debbie Burton

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