Zwölf Minuten Power

Erste Auswärtspunkte für den TVR

Der Besuch auf der Schwäbischen Alb war wieder einmal eine Reise Wert, denn wie in der vergangenen Saison brachten auch diesmal die Männer um Trainer Jürgen Ulmer beide Punkte als Souvenir mit nach Hause.

Daran war zu Beginn der Partie noch nicht zu denken. Beide Abwehrreihen agierten konzentriert und hatten die Angriffsversuche der jeweils anderen gut im Griff. Dass Rottenburg beim 2:0 (4.) noch kein Treffer gelang, lag vor allem am schlechten Umgang mit dem Spielgerät und den daraus resultierenden technischen Fehlern. Mit dem 2:2 (5.) hatten Jeremias Maier und John Vollmer jedoch ihre Treffsicherheit unter Beweis gestellt und die Partie wieder ausgeglichen.

Ein nur kurzzeitiger Erfolg, denn mit dem 4:2 (7.) erzielten die Hausherren erneut eine Zwei-Tore-Führung, die bis zum 7:5 (14.) bestehen blieb. Die massive und teilweise sehr hart agierenden Abwehr der Lilahemden ließ sich von der Rottenburger Offensive bis dahin nur selten überwinden bzw. durchbrechen. Zum Glück konnte TVR-Keeper Paul Löffler mit einigen Paraden glänzen, sonst wäre der Rückstand sicher noch größer gewesen.

Aber auch aufseiten der Gastgeber schien man unzufrieden zu sein, jedenfalls nahm man hier nach Rottenburgs Anschlusstreffer zum 7:6 (15.) die erste Auszeit. Diese nutzte TVR-Coach Ulmer aber ebenfalls und stellte um. Er gönnte u.a. Johannes Neu, der sich bei seinen zahlreichen 1:1-Situationen immer wieder aufgerieben hatte, eine Pause und brachte mit Sohn Elias frischen Wind in den Angriff. Hinten ließ er mit einer 3-2-1-Deckung etwas offensiver decken, um mehr Ballgewinne zu erzwingen.

Damit bewies Coach Ulmer einmal mehr ein goldenes Händchen, denn seine Maßnahmen sollten sich als voller Erfolg herausstellen. Bis zur Pausensirene – immerhin noch 15 Minuten – ließen seine Jungs nur noch zwei Gegentore zu, was nicht zuletzt auch Torwart Löffler zu verdanken war. Vorne wiederum trafen sie selbst noch fünfmal, wobei Elias Ulmer allein vier Treffer beisteuerte und mit dem 9:11 (27.) relativ früh den Halbzeitstand herstellte. Das Ergebnis hätte sogar noch deutlich ausfallen können, hätte nicht neben vielem anderen auch wieder der Siebenmeterteufel zugeschlagen, der dafür sorgte, dass in der ersten Halbzeit nur einer von vier Strafwürfen verwandelt wurde. Dennoch konnten die Domstädter ob der Führung erhoben Hauptes in die Kabinen gehen.

Nach dem Wiederanpfiff agierten die Großengstinger zunächst deutlich wacher und energischer. So gelang ihnen mit dem 11:11 (32.) der Ausgleich, den sie bis zum 12:12 (34.) hielten. Was dann geschah, wäre als Roman von jedem Literaturkritiker als zu kitschig und zu unglaubwürdig verrissen worden: Mit einem fulminanten Zehn-Tore-Lauf zum 12:22 (48.) überrannten die Jungs vom Neckar ihre Gastgeber und sorgten für die vorzeitige Entscheidung. Zahlreiche Ballgewinne mit anschließenden schnellen Kontern brachten vor allem während der zweiminütigen Überzahl den TVR auf die Gewinnerstraße. Weder eine zwischenzeitliche Auszeit des TVG noch ein weiterer vergebener Strafwurf konnten den Rottenburger Sturmlauf stoppen.

In der Engstinger Freibühlhalle war es längst stiller geworden, zumindest, was den Teil mit den Einheimischen betraf. Im Rottenburger Fanblock, der größtenteils aus den TVR-Frauen bestand, die zuvor ihre Partie ebenfalls siegreich beendet hatten, überwogen Jubel und Euphorie.

Die erkämpfte – oder besser: errannte Zehn-Tore-Führung hatte bis zum 16:26 (52.) Bestand, danach ließ Coach Ulmer die Bank durchwechseln. Doch seine Jungs waren wohl gedanklich bereits bei der Siegesfeier, jedenfalls gelang vorne nicht mehr viel und auch hinten ließ die Konzentration merklich nach.

Auf der anderen Seite wollte Großengstingen unbedingt noch am Ergebnis feilen und eine Klatsche verhindern. Die Niederlage verhindern konnten sie jedoch nicht mehr, sodass mit ihrem letzten Treffer zum 21:28 rund 45 Sekunden vor Schluss der Endstand und somit Rottenburgs erster Auswärtssieg erreicht war.

Fazit: Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung sowie einer vollen Bank, die dem Trainer viele Möglichkeiten erlaubte, konnten die TVR-Herren überzeugen. Den Unterschied in der Begegnung machten zwölf Minuten Power-Handball mit einem 10:0-Lauf. Zum nächsten Spiel in zwei Wochen geht es nach Betzingen, wo die Domstädter auf eine heimstarke zweite Mannschaft des TSV treffen werden. Es spielten: Henry Bauer und Paul Löffler (beide TW), Jeremias Maier (9), Elias Ulmer (5), Erik Broß (3/1), Henning Goerke (3/1), Julian Menke (3), John Vollmer (2), Felix Dettling (1), Johannes Merkle (1), Elvin Schäfer (1), Johannes Neu, Florentin Stemmler, Jan Wellhäuser